Buch

Leseprobe
"Gelebte Alltagskultur. Episoden aus dem Basil’s"

Unsere Kneipe, das Basil’s, kennen wir, seit wir 1989 von der Kölner Südstadt nach Nippes gezogen sind. Während wir sie anfangs nur sporadisch besucht haben, gehen wir seit einiger Zeit ziemlich regelmäßig ins Basil`s. Hier trifft man immer auf Leute, mit denen man sich unterhalten kann. Einen Teil der älteren Stammgäste kennen wir noch von früher; aber viele Jüngere sind dazugekommen, so dass die Kneipe auch bei diesen einen gewissen Kultstatus hat. Das Positive ist: Alt und Jung kommen miteinander ins Gespräch.

Eine Zufallsrunde. Diesmal dabei ein KfZ-Meister, der eine Werkstatt in Raderthal unterhält, aber immer wieder nach Nippes ins Basil’s kommt, weil er früher in der Nähe gewohnt und gearbeitet hat. Ich habe ihn schon oft hier gesehen, aber mich noch nie mit ihm unterhalten, da er meist  Kollegen dabei hat. Später gesellt sich ein Willy  dazu, der dreißig Jahre lang im Jazzlokal Streckstrumpf in der Altstadt gespielt hat. Heute tritt er meist nur noch auf Partys und kleineren Veranstaltungen auf. Natürlich reden wir darüber, welche Bedeutung die Jazzmusik in den 50er Jahren für uns hatte. Aber wir reden auch über die fehlenden bezahlbaren Wohnungen in Köln, die Verkehrspolitik u.a. kommunalen Probleme. Davon gibt es ja nun reichlich. Ich staune immer wieder, wie kompetent diese Leute urteilen und dazu pragmatisch. Was sind dagegen viele Politiker, die man jetzt gerade wieder im Wahlkampfmodus erlebt hat. Sie reden über alles und verstehen nur selten etwas von den Dingen, über die sie reden.

Rede mit Anke, einer angehenden Lehrerin. Sie hat Evangelische Theologie in Marburg studiert und macht z.Zt. ein Referendariat. Wir diskutieren über die Rolle der Kirche. Sie findet es richtig, dass ich zwischen der Kirche als Institution und dem Glauben bzw. der Religion unterscheide; auch teilt sie meine Kritik vor allem an der katholischen Amtskirche mit ihren autoritären Strukturen und ihren (menschengemachten) Dogmen. Trotzdem gibt sie zu bedenken, ob eine Religion ohne eine feste Institution wie die Kirche als Referenzpunkt auf Dauer überleben würde.

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